Mit großen Schritten neigt sich diese Dekade dem Ende entgegen. Nun ist die Zeit reif für einen Rückblick der besonderen Art: Was waren die schlimmsten, schrecklichsten und ärgerlichsten Filme der vergangenen zehn Jahre? Mehrere Wochen habe ich mich mit Nachgrübeln gequält und eine DIN-A 4-Seite mit möglichen Kandidaten vollgekritzelt. Dann das innere Casting samt Nominieren, Voten und Recallen. Aber jetzt stehen sie fest! In den kommenden Tagen werde ich Euch nach und nach die Gewinner präsentieren. Heute geht es los mit den Nummern 10 bis 8.
Ausgelassen habe ich Horrorfilme. Wer vor dem Blechdosenmann aus dem Zauberer von Oz Angst hat, ist keine gute Referenz für Horrorfilme. Zweitens die Filme von Uwe Boll. Das hat zwei Gründe. Zum einen wäre die Liste schon voll, und andererseits bewundere ich den Mann, irgendwie, auf ne strange Art und Weise...
Übrig geblieben sind trotzdem genug.
10. Bitte?! Was ist das für ein Titel: Quantum of Solance/Ein Quantum Trost (2008)?! Ich hab es nicht kapiert: Was hat James Bond mit "Trost" zu tun? Danke, liebes Produzenten-Team, dass James Bond jetzt endgültig im Mädchenpensionat angekommen ist...
Schlimm ging es weiter. Dazu reichen zwei Worte: Mathieu Almaric. Wenn Ihr Euch jetzt fragt, häh, wer war das? Er war der "böse" Gegenspieler. Etwas Blasseres und Lustloseres wie diesen Bondantipode Dominic Greene ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Warum gibt es keine Menschen wie Goldfinger, Le Chiffre oder Skaramanga mehr? Darf man heutzutage nicht mehr minutenlang eine Katze streicheln? James Bond ist also im 21. Jahrhundert angekommen. Aha. Das sind dann die raren Momente, in denen ich mir die Vergangeheit zurückwünsche, selbst wenn es (wie Moonraker) nur eine Antwort auf Star Wars war.
Verloren hat dieser Bond außerdem seinen Humor. Waren das die unendlich langen und langweiligen Kamerafahrten über das Publikum der Bregenzer Festspiele? Oder war das gar nicht lustig gemeint? Tut mir leid, dieser Bond war für mich nur ein primitiver Berserker ohne jeden Mehrwert, da war sogar Milchbubi Matt Damon als Bourne der bessere Actionheld. Ein Glück, dass er mit 106-Minuten der kürzeste Bond-Film aller Zeiten war.
9. Das letzte Film-Jahrzehnt hat sich vor allem mit einem hervorgetan: mit seiner Sequels/Prequel/Spin-off-Manie. Vielleicht sehnen sich die Zuschauer nach Altbekanntem, nach Geschichten, deren Hauptdarsteller sie schon kennen und nicht befürchten müssen, dass einer davon stirbt. Wer weiß. Bewiesen hat das vor allem eines: In verdammt vielen Fällen waren sie so unnötig wie Dominic Greene (siehe Punkt 10). Beispiel gefällig? The Matrix Reloaded und Revolutions. Zweifellos hat der erste Teil die Meßlatte für Special Effects und Martial Art höher gelegt. Dennoch ging mir das pseudophilosophische Geschwätz schon ziemlich auf die Nerven. Da werden Fragen aufgeworfen, die sich die Menschheit schon seit Jahrtausenden stellt, und als komplett neu vermarktet. In den beiden Sequels wurde einfach alles zusammengeschmissen, gut durchgeschüttelt und nochmal präsentiert. Und nochmal vermarktet.
Genauso überflüssig waren die Fortsetzungen zu Blade. Der erste Teil dominiert durch seine schnörkellose und dennoch ästhetische Gewalt. Im zweiten und gerade im dritten Teil war es zuviel des Guten bzw zu wenig neue Ideen. Das Potenzieren von guten Eigenschaften macht keine bessere Filme, viel mehr landen sie in der Langweiligkeit. Und Ryan Reynolds funktioniert weder als Vampirjäger noch als Deadpool...
Auch auf Piraten hätte ich getrost verzichten können. Im Ernst. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel wertvolle Lebenszeit Orlando Bloom mir geklaut hat. Er und seine Companions "Ich mach Männerträume wahr"-Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski. Ich hab immer noch nicht verstanden, wie so etwas Substanzloses (Fluch der Karibik in jeder Couleur) erstens über drei Filme hinweg funktionieren kann und zweitens zu weiteren Sequels wie dem geplanten vierten Teil führen konnte...
8. Wann habt Ihr Euch das letzte Mal so richtig gelangweilt? So sehr, dass nur ein Besuch beim Zahnarzt die Kiefersperre vom Gähnen lösen konnte? Genau: bei Ballistic: Ecks vs Sever (2002): Ballistic basiert eigentlich auf einem Computerspiel - und dabei ist bisher noch nie was Gutes rumgekommen.
Kein Wunder, dass Ballistic der einzige Film ist, der bei Rotten Tomatoes eine glatte Null-Prozent-Bewertung bekommen hat. 107 Kritiken, und alle lassen kein gutes Haar an dem Agentenfilm. Lucy Liu und Antonio Banderas kann man nur eines zurufen: Habt Ihr keine Ehre? Keinen Stolz? Ich hoffe, die zwei haben was daraus gelernt: Erstens: Lest die Drehbücher und Eure Verträge. Zweitens: Schmeißt Eure Agenten raus.
Und was hat der geneigte Zuschauer gelernt? Dass es unerträglich ist, Schauspieler zu beobachten, deren Charaktere sich zwischen dauernden Explosionen überhaupt nicht entwickeln. Und dass es tatsächlich Trashfilme gibt, die keinen Spaß machen...